Hans Jürgen Kallmann – Porträts

Eröffnung: Freitag, 13. Dezember 2019, 19 Uhr
14. Dezember 2019 – 23. Februar 2020
Verlängert bis 8. März 2020

Hans Jürgen Kallmann, Selbstbildnis vor Fenster, ca. 1954/55, Tempera / Pastell, 83 x 60 cm
Copyright VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Die diesjährige Kallmann-Preisträgerin Doris M. Würgert wurde für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Porträt ausgezeichnet. Parallel zu ihrer Ausstellung »blurred memory« präsentieren wir daher Bildnisse von Hans Jürgen Kallmann.

In Kallmanns Schaffen nimmt das Porträt, neben der Landschaft und dem Tierbild, eine herausragende Stellung ein, seit er als junger Maler in den 1920er Jahren Schauspieler*innen am Theater in Halle porträtierte. Von Anfang an aber haben Kallmann auch Menschen interessiert, die außerhalb der öffentlichen Aufmerksamkeit standen, etwa Bergbauern in Tirol, Arbeiter*innen in Venezuela, wo Kallmann von 1949 bis 1952 lebte, oder auch Asiat*innen, die er mitten im Zweiten Weltkrieg in Berlin porträtierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte Kallmann als Porträtmaler größere Berühmtheit, als ihm bekannte Vertreter*innen aus Kunst, Musik und Wissenschaft Modell saßen, aber auch Politiker, Wirtschaftsvertreter und Spitzenbeamte der Bundesrepublik Deutschland. Kallmann zeigte sich schon früh als exzellenter Beobachter von Menschen. Seine einfühlsamen Bildnisse, die von einem großen Interesse an den dargestellten Persönlichkeiten geprägt sind, sind gekennzeichnet durch Intensität und lebendige Ausdruckskraft.

Neben den Porträts werden in der Ausstellung auch Landschaften zu sehen sein, die Kallmann in einem Zusammenhang mit seinen Selbstporträts sah. So schrieb er, dass für ihn »nichts selbstbildnishafter ist als die Darstellung einer Landschaft, in die der Maler alles hineingießt, was er empfindet.« Betrachtet man Kallmanns düstere, oft verzweifelt ausweglose Landschaften aus den Kriegsjahren, so scheinen sie auch etwas über die Persönlichkeit Kallmanns zu erzählen.

Hans Jürgen Kallmann (1908 – 1991) erfuhr seine entscheidende künstlerische Prägung im Umfeld expressionistischer Maler*innen in Berlin, wo er von 1930 bis 1944 lebte. Er gehörte zu einer Generation von Künstler*innen, deren künstlerische Entwicklung schließlich durch die Kulturpolitik der Nationalsozialisten stark beeinträchtigt wurde. So wurden 1937 sechs seiner Werke aus deutschen Museen beschlagnahmt. Anders aber als viele seiner Künstlerkolleg*innen konnte Kallmann nach dem Krieg, insbesondere als Porträtmaler, an frühere Erfolge anknüpfen.