Hans Jürgen Kallmann – Perspektivwechsel

14. Dezember 2014 bis 15. Februar 2015
Eröffnung: Sonntag, 14. Dezember, 2014, 16:00 Uhr

Der Irre
Hans Jürgen Kallmann: Ohne Titel (Der leere Stuhl), 1960er / 1970er Jahre, Öl auf Leinwand, 78 × 177 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Hans Jürgen Kallmann gehört zu den Vertretern der sogenannten „Verschollenen Generation“, die in der Zwischenkriegszeit erste Erfolge als Künstler feiern konnten, deren weitere Entwicklung aber durch die Kulturpolitik der Nationalsozialisten ein jähes Ende fand. Anders als viele seiner Künstlerkollegen aber konnte Kallmann nach Ende des Zweiten Weltkriegs an seine frühere Arbeit anknüpfen und insbesondere als Porträtmaler große Erfolge feiern. Seine entscheidende künstlerische Prägung erfuhr Kallmann, der 1908 in Wollstein / Polen geboren wurde, in Berlin, wo er von 1930 bis 1944 lebte. Er unterhielt zahlreiche Kontakte in die dortige Kunstszene und führte erste wichtige Porträts aus, darunter von Max Slevogt, Max Liebermann, Käthe Kollwitz und Max Reinhardt. 1937 wurde sein Gemälde „Hyäne in der Nacht“ in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. In der Folgezeit lebte Kallmann isoliert in Berlin, wo ihm dank privater Sammler ein bescheidenes wirtschaftliches Überleben möglich war. Eine geplante Ausstellung in der Galerie von der Heyde 1943 in Berlin wurde am Vorabend der Eröffnung durch Bombenhagel vollständig zerstört, insgesamt verlor Kallmann durch Kriegseinwirkung mehr als 350 Ölbilder. Nach dem Krieg folgte er zunächst einem Ruf als Professor an die Kunstakademie in Caracas, von 1952 bis zu seinem Tod 1991 lebte er in Pullach bei München.

Die Ausstellung ist retrospektiv angelegt und umfasst alle Werkphasen und Gattungen, unter anderem mehrere Arbeiten aus Kallmanns Frühwerk, in dem die drei wesentlichen Themen seines Schaffens – das Porträt sowie das Tier- und Landschaftsbild – bereits angelegt waren. An den wenigen erhaltenen Bildern aus den 1930er und 1940er Jahren faszinieren das vielfach düstere Kolorit sowie die eindringlichen, intensiven atmosphärischen Werte. Weitere Werke der Ausstellung stammen aus Kallmanns Zeit in Venezuela, in der er sich der Landschaft sowie den Bewohnern des südamerikanischen Landes künstlerisch annäherte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ist an vielen Werken ein neues Interesse für buntfarbige Kompositionen zu erkennen, die bisweilen den Bereich der Ungegenständlichkeit berühren. In der Ausstellung sind darüber hinaus verschiedene Szenen aus dem Theater zu sehen, dem Kallmann seit seiner Jugend mit besonderem Interesse begegnete, sowie Selbstporträts des Künstlers. Kallmanns besonderes Gespür für Charakterisierungen und psychologische Feinheiten lässt sich zudem an einigen Porträts berühmter Personen der Zeitgeschichte erkennen.