Entgrenzungen – von öffentlichen und privaten Sphären

31. Juli – 28. November 2021
Eröffnung: Fr., 30. Juli, 19 Uhr

Mit Arbeiten von: Peter Braunholz, Mahdi Fleifel, Korpys/Löffler, Zilla Leutenegger, Melanie Manchot, Simon Menner, Alice Musiol, Gabriele Stötzer, Clemens von Wedemeyer, Marianne Wex, Gernot Wieland, Michael Wolf, Ina Wudtke.

Peter Braunholz: Topophilia XIII, Laerdal, Norwegen, 2016, Archival Pigment Print, 24 × 36 cm, © Peter Braunholz

Gewöhnlich werden das Private und das Öffentliche als zwei Sphären dargestellt, die voneinander unterschieden sind und sich doch gegenseitig bedingen. So beginnt die Privatsphäre dort, wo die Öffentlichkeit keinen Zugriff mehr hat. Was von öffentlichem Interesse ist, kann nicht mehr als Privatangelegenheit verhandelt werden. Und es wird unterschieden zwischen einer Privatperson und einer Person des öffentlichen Lebens. Solche Sphären werden kulturell, historisch oder regional bedingt unterschiedlich konstruiert und definiert und unterliegen stetigen Veränderungen. So wird das, was in einer bestimmten Epoche als selbstverständliches Interesse der sogenannten öffentlichen Hand am Leben des Einzelnen verstanden wird, in einer anderen als grobe Verletzung des Privatlebens gesehen.

Bei näherer Betrachtung erscheinen diese Trennungen als unscharf, und es fällt schwer, genaue Grenzen festzulegen, haben sich die Sphären des Privaten und Öffentlichen doch schon immer überschnitten, durchdrungen und ineinandergewirkt. Der feministische Slogan »Das Private ist politisch« benennt prägnant, dass vermeintlich private Angelegenheiten wie Partner*innenschaft, Sexualität, Gesundheit und Familie vom öffentlichen Denken geprägt sind und deshalb auch dort verhandelt werden. In einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft zeigen sich diese Wechselbeziehungen auf weiteren Ebenen: Mit Verweis auf die öffentliche Sicherheit wird die staatliche Überwachung unser aller Leben seit etwa zwei Jahrzehnten dramatisch ausgeweitet, und in Internetökonomien wird mit Daten zu unseren privaten Interessen Wert generiert. Aktuell haben in der Corona-Pandemie zudem Fragen nach dem privaten und öffentlichen Raum noch einmal neue Bedeutung gewonnen.

Die Gruppenausstellung »Entgrenzungen« zeigt Kunstwerke, die die jeweiligen Codes der beiden Sphären und deren Grenzen befragen: Welche Handlungen im öffentlichen Raum erscheinen als privat? Löst sich womöglich die private Dimension innerhalb des öffentlichen Raums auf? Wem steht es zu, diesen Raum zu beobachten? Und wie vermischen sich in unseren Leben größere gesellschaftliche Auswirkungen mit privaten Erlebnissen?

Die Ausstellung befragt Stereotype heimischer Behaglichkeit, die Gefährdungen des Privatraums sowie die gebaute Grenze zwischen der privaten Wohnung und der Straße. Untersucht wird außerdem, welche Formen normierten Verhaltens der öffentliche Raum fordert und wie diese unterlaufen werden können; wie sich öffentliche Ereignisse in das Leben des Einzelnen einschreiben und wie umgekehrt der Einzelne öffentlich wirksam sein kann und was ihn als Teil einer Öffentlichkeit erscheinen lässt. Anhand von 13 künstlerischen Positionen werden so die entgrenzten Sphären des Privaten und Öffentlichen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, und es zeigt sich, dass das Private nie nur privat ist, und das Öffentliche nie nur öffentlich.

Die Ausstellung ist Teil der Ausstellungsreihe „hell dunkel“ der Landpartie – Museen rund um München.