Follies and Fictions – Die Kunstakademie zu Gast im Schlosspavillon
19. Juli – 14. September 2025
Künstlerinnengespräch: So., 14. September, 13 Uhr
Galerie im Schlosspavillon
Öffnungszeiten:
Di-Sa 14:30 – 17:00 Uhr
So 13:00 – 17:00 Uhr

Sevilay Hannas, o. T., 39,5 × 45 cm, 2025, Tusche auf Baumwolle
Künstler*innen: Lisa Bahuschewskaja, Sevilay Hannas, Julija Kalinova, Evgenia Shepeleva
Eine Ausstellung des Kallmann-Museums in Kooperation mit der Galerie im Schlosspavillon und dem Akademieverein München.
Bereits zum fünften Mal sind Studierende der Kunstakademie mit ihrer Arbeit zu Gast in Ismaning. Lisa Bahuschewskaja, Sevilay Hannas, Julija Kalinova und Evgenia Shepeleva verleihen dem historischen Bau mit ihren Arbeiten eine spielerische und fiktionale Note – ganz im Sinne einer Folly, einer architektonischen Struktur, die nicht in erster Linie für praktische Zwecke gebaut wurde, sondern um Emotionen hervorzurufen oder ein Flair der Absurdität zu erzeugen.
Umgeben von den Bäumen, Wiesen und Vögeln draußen wird der Pavillon jetzt zu einem imaginären Spiegelbild des Schlossparks. Er wird bevölkert von unheimlichen und absurden Tierskulpturen sowie verspielten Gemälden und Mosaiken, die die Grenze zwischen Natur und Künstlichkeit, Vergangenheit und Gegenwart verwischen. Anhand dieser konstruierten Menagerie untersucht „Follies and Fictions“ den menschlichen Drang, die Natur nachzuahmen, zu imitieren und selbst zu gestalten – ein Drang, der vor allem auch in der aristokratischen Gartenkultur kultiviert wurde, der auch der Schlosspavillon entstammt.
Das architektonische Konzept der Folly steht im Mittelpunkt der Ausstellung und zugleich in der Tradition des Pavillons, der ursprünglich als Teehaus errichtet wurde und für eine Art von Bauwerken steht, in denen die Funktion nicht unbedingt im Vordergrund steht. So wie aristokratische Follies einst Illusionen von Natur und Macht inszenierten, macht diese Ausstellung Fiktion zu einer Methode der Beobachtung.
Die vier in „Follies and Fictions“ vorgestellten Künstlerinnen nähern sich jeweils auf ihre eigene Weise dem Übergang zwischen Natur und Nachahmung. Julija Kalinova zeigt eine Reihe von Gemälden und Textilarbeiten, die theatralische, von Tieren bewohnte Räume inszenieren. Ihre zentrale Installation, eine Sammlung von Stoffvögeln, die wie Jagdtrophäen montiert sind, widerspricht der patriarchalischen Logik von Herrschaft. Die weichen, konstruierten Wesen erinnern nicht an Eroberung, sondern an Fürsorge und damit eher an Kinderspielzeug als an die Gewalt der Jagd. In Kalinovas Werk wird Illusion nicht zu einem Instrument der Kontrolle, sondern zu einer Geste der Neuinterpretation.
Sevilay Hannas setzt diesen Faden der Verletzlichkeit mit ihrer skulpturalen und malerischen Auseinandersetzung mit Wildkatzen fort. Ihre Figuren sind ihrer natürlichen Tarnung beraubt – leer, nackt und entblößt. Die Schutzlogik des Tierreichs wird auf Leinwände verlagert, wo abstrahierte Muster die Strategien der Natur zum Nachahmen und Verstecken widerspiegeln.
Evgenia Shepeleva spielt hingegen auf entgegengesetzte Weise mit Mustern, indem sie räumliche Illusion und ornamentale Oberfläche mit verzerrten Innenraumszenen zusammenbringt, bevölkert von einsamen, selbstreflexiven Figuren. Ihre Gemälde spiegeln die Perspektive romantischer Beobachter*innen wider, die von ihrer Umgebung losgelöst und in einer visuellen Schleife aus Introspektion und Unwirklichkeit gefangen sind.
Lisa Bahuschewskajas Werk kombiniert verspielte Mosaike mit skulpturalen Arbeiten aus wiederverwendeten Autoreifen, die provisorische Dekorationen imitieren, wie sie oft auf postsowjetischen Spielplätzen zu finden sind. Ihre Arbeit verweist auf das menschliche Verlangen, Leben und Bedeutung in Unbelebtem zu sehen und Abfall in poetische Gegenstände zu verwandeln. Diese improvisierten Formen, kreiert aus weggeworfenen Materialien, spiegeln den kollektiven Wunsch wider, die Natur aus der Erinnerung neu zu erschaffen und aus dem, was zurückgelassen ist, imaginäre Gärten zu bauen.
Im Zentrum der Ausstellung steht eine gemeinschaftlich geschaffene Skulptur eines Hirsches – ein vieldeutiges Symbol für Adel, Macht und Spektakel. Weder real noch rein symbolisch, verankert die Skulptur die Atmosphäre der kultivierten Illusion der Ausstellung und lädt die Betrachter*innen in einen Raum ein, in dem nichts ganz so ist, wie es scheint.
Mit freundlicher Unterstützung von:

