Elsewhere – Sehnsuchtsbilder in der zeitgenössischen Kunst
13. Juli – 21. September 2014
Mit Arbeiten von: Sven Drühl, Wolfgang Ellenrieder, Endy Hupperich, Johannes Karl, Iska Jehl, Kalle Laar, Philipp Lachenmann, Almut Linde, Hiroyuki Masuyama, Pietro Sanguineti, Corinna Schnitt, Barbara Spaett, Thomas Weinberger, Martin Wöhrl, Thomas Wrede.
Kollektive Sehnsüchte werden in hohem Maße von massenmedial verbreiteten Bildern genährt, die in Fernsehen und Kino, im Internet, in der Werbung oder in Zeitschriften allgegenwärtig sind. Vor der Erfindung der Fotografie aber waren es in erster Linie die Maler, die Bilder schufen, in denen Sehnsüchte ausgedrückt und verbreitet wurden. Ihre Gemälde waren maßgeblich daran beteiligt, Sehnsuchtsorte wie die Südsee oder die Alpen überhaupt erst als solche entstehen zu lassen. Doch betrafen solche Sehnsüchte nach fernen Ländern nicht nur den schlichten Wunsch, an einem anderen Ort zu sein und neue Eindrücke zu gewinnen, immer ging und geht es beim Reisen bis heute auch darum, eine Veränderung des eigenen Zustands zu erreichen, dem Alltag eine neue Erfahrungswelt entgegenzusetzen. Darin sind die Reisemotive den romantischen Landschaftsbildern etwa von Caspar David Friedrich verwandt, in denen Natur als Projektionsfläche für Empfindungen und mystisch-religiöse Vorstellungen einer heilen fernen Zukunft dient.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden bestimmte Bildmotive gewissermaßen zu Chiffren für diese Sehnsuchtsorte und Empfindungen, die bis heute nahezu unverändert tradiert werden, etwa der Strand mit Palmen, Sonnenuntergänge, Bergidyllen, weite Landschaften oder Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer. Diese Sehnsuchtsmotive sind auch in der zeitgenössischen Kunst präsent, wo sie allerdings nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form verwendet werden, sondern gebrochen, mit neuen inhaltlichen Aussagen versehen und ihre Verwendung und Rezeption reflektierend.
Neben der Sehnsucht nach der Ferne, nach der Flucht aus der Alltäglichkeit wurde aber auch der Rückzug in die bürgerliche Idylle, in die heile Welt der Geborgenheit zu einem beliebten Bildtopos, der im Biedermeier einen Höhepunkt erlebte und sich bis heute etwa in der Werbung für Bausparverträge und Eigenheimsiedlungen erhalten hat.
Die Ausstellung »Elsewhere – Sehnsuchtsbilder in der zeitgenössischen Kunst« im Kallmann-Museum Ismaning untersucht die Verwendung dieser unterschiedlichen Bildmotive in der zeitgenössischen Kunst anhand von Gemälden, Skulpturen, Fotografien, Videoarbeiten und Installationen. Die ausgewählten Arbeiten nehmen Bezug auf die kitschigen Klischees der Reiseindustrie, auf die immer gleichen Fotos von Touristen, auf romantische Landschaftsbilder sowie auf die Idylle des Kleinbürgerlichen, das im Garten einen Paradiesersatz gefunden hat.