Kallmann-Preis 2021
Chris Bierl – Mutual Adaption

11. Januar bis 5. Juni 2022

Chris Bierl: Die Versammlung der Vögel, 2018/19
Full HD Video, 5’55’’, Loop
© Chris Bierl

Der Berliner Künstler Chris Bierl (geb. 1980) erhält für seine Auseinandersetzung mit dem Thema „Tier“ den Kallmann-Preis 2021. Seine Arbeiten, die ab 11. Dezember in der Einzelausstellung „Mutual Adaption“ zu sehen sind, setzen sich mit dem Verhältnis von Tieren und ihrer Umgebung sowie von Mensch und Landschaft auseinander und befragen dabei, in welchen gegenseitigen Abhängigkeits- und Anpassungsverhältnissen zueinander diese unterschiedlichen Lebensformen und Bereiche stehen. Der Kallmann-Preis ist mit 8.500 Euro dotiert, rund 300 Künstler*innen aus ganz Deutschland haben sich 2021 beworben.

Chris Bierls Ausstellung in Ismaning umfasst Installationen, Videos, Fotografien und auch lebende Tiere. So sitzen etwa in der Serie „Anime“ asiatische Gottesanbeterinnen auf monochromen Leinwänden, auf die verschiedenfarbige Erden aufgetragen wurden, die Bierl auf langen Wanderungen in Japan gesammelt hat. Langsam bewegen sich die Tiere über die Bildoberflächen, die in dieser Zeit ihr Lebensraum sind, den sie nicht verlassen, und passen sich im Laufe der Ausstellung farblich an. Die Videoarbeit „Die Versammlung der Vögel“, die sich auf ein persisches Gedicht aus dem 12. Jahrhundert bezieht, zeigt eine Kamerafahrt durch die Vogelsammlung eines naturkundlichen Museums, wobei unklar bleibt, ob die uns anstarrenden Tiere, die wirken, als haben sie sich dort selbständig zusammengefunden, leben oder nicht.

Bierls skulpturale Installationen wiederum kombinieren unterschiedliche Elemente wie Ölsande, Eisen, Schwefel und Holz, die die Betrachter*innen gedanklich zueinander in Beziehung setzen, wobei Kraftverhältnisse aufscheinen und Veränderungen der Stoffe durch mögliche Mischungen.

So haftet Bierls Arbeiten bisweilen etwas Alchemistisches an. Sie spielen auf eine Beseelung der Natur an, die komplexe wechselseitige Beziehungen von Tier, Mensch und Natur bedingt. Zugleich werfen die Arbeiten Fragen nach Biosystemen und Lebensräumen, nach der wissenschaftlichen Erfassung der Natur sowie nach deren Zerstörung auf. Es geht um die Entstehung und Verwertung von Rohstoffen sowie die Lebendigkeit von Landschaft. Für seinen Blick auf das Verhältnis von Lebewesen und deren Lebensräumen erhält Chris Bierl den Kallmann-Preis 2021.

Chris Bierl

Chris Bierl wurde 1980 geboren und studierte in München und Leipzig, wo er Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst war. Residenzen und Förderungen führten ihn unter anderem nach Frankreich und Japan. In seine Arbeit fließen die Erfahrungen seiner ausgedehnten Wanderungen in oft abgelegene Regionen der Erde ein. Bierls Werk war in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.

www.chrisbierl.com/

Jury 2021

Die Jury zur Preisvergabe setzte sich zusammen aus:

Luca Daberto, wiss. Mitarbeiter Kallmann-Museum
Luzi Gross, Kuratorin, Lothringer 13, München
Rasmus Kleine, Leiter Kallmann-Museum
Johanna Reich, Künstlerin / Prof.in an der Akademie der Bildenden Künste München
Anna Schneider, Kuratorin, Haus der Kunst München
Michael Sedlmair, Vorsitzender der Prof. Hans Jürgen Kallmann-Stiftung
Doris Maximiliane Würgert, Kallmann-Preisträgerin 2019